Waldkapelle – Henkenberg
Die Kriegsjahre 1939 bis 1945 waren für Bühl eine schwere Zeit. 35 Männer wurden zum Kriegsdienst einberufen, schon bald gingen die Nachrichten über die Gefallenen ein. Zudem war der angrenzende Militärflugplatz ein Ziel für feindliche Flieger, auf Bühler Gemarkung explodierten eine Vielzahl von Bomben.
Pfarrpensionär Jakob Schneider nahm diese Gefahrensituation zum Anlass, die Gemeinde zum Gebet einzuladen. Im Waldgebiet Henkenberg war ein Holzrelief der Gottesmutter mit dem Jesuskind an einer Tanne angebracht, gestiftet von einem gebürtigen Bühler, Pfarrer Julius Benz. Hier wurde darum gebetet und gesungen, dass die Väter und Söhne wieder gesund heimkehren und Bühl von den Fliegerbomben verschont bleiben mögen. Eine immer größer werdende Zahl von Betenden, auch von auswärts, versammelte sich bei guter Witterung jeden Sonntag, denn die Not und die Angst war groß. Die Gläubigen hatten das Relief zwischenzeitlich an einer Eiche auf dem historischen Bergkegel angebracht. Pfarrer Jakob Schneider schlug den Betenden noch während des Krieges vor, nach überstandenem Kriege an dieser Stelle zu Ehren der Mutter Gottes eine Holzkapelle zu errichten. Dieser Vorschlag wurde wohlwollend angenommen und nach dem Ende des Krieges in die Tat umgesetzt.
Kreisbaumeister Küchle aus Laupheim plante den Bau der Kapelle. Der Mesner und Küfer Josef Ludwig sowie der junge Zimmermann Josef Denzel erstellten in vielen freiwilligen Arbeitsstunden den Unterbau der Kapelle in Holzblockbauweise. Das Holz stifteten die Bühler Waldbesitzer. Das Dach fertigte die Zimmerei Missler in Laupheim, Denzels Arbeitgeber und Lehrmeister. So konnte Josef Denzel auch den Rat seines Meisters in Anspruch nehmen. Auch Küchle´s Sohn Hermann, der bei Missler Praktikant war, half mit, dieses komplizierte Dach zu erstellen. Bald konnte Josef Denzel das in der Zimmerei konstruierte Dach mit einem Fuhrwerk nach Bühl transportieren. Der Unterbau der Kapelle wurde wieder zerlegt, nummeriert und in Richtung Henkenberg gebracht. Hierfür ließen sich leicht freiwillige Helfer finden. Maurermeister Franz Riederer betonierte die Fundamente. Beim Zusammenbau waren wieder die Holzfachleute Josef Denzel und Josef Ludwig gefragt. Auch Denzels Arbeitskollegen halfen mit, Josef Schmid aus Burgrieden und Gebhard Hunger aus Rot legten freiwillig Hand an.
Unter großer Anteilnahme konnte die Waldkapelle am 4.Mai 1947 von Pfarrer Jakob Schneider eingeweiht werden. Unter dem Bild der Mutterschaft Mariens wurde folgende Inschrift angebracht: Deinem mächtigen Schutz übergeben wir uns selbst, die Heimat und das Vaterland.
1960 erfolgte erstmalig eine Renovierung der Kapelle. Pfarrer Emil Kunz ließ den Kerzenleuchter anfertigen. Der Aufgang zur Kapelle auf dem recht hohen Bergkegel bestand zuerst nur aus Erdstufen, die mit einem Rundholz abschlossen. Als 1964 die Straße in Richtung Bußmannshausen ausgebaut wurde, hat die KLJB mit den übrig gewordenen Kantelsteinen die Steintreppe angelegt. 65 Stufen führen nun zur Kapelle.
1971 ersetzte man die Schindelabdeckung durch eine Blechabdeckung, um die Kapelle künftig besser vor Witterungseinflüssen zu schützen.
Anfangs fanden jeden Sonntag im Mai Maiandachten statt. Aktuell findet eine feierliche Maiandacht statt. Die Andachten waren und sind immer gut besucht, auch von vielen auswärtigen Gästen. Übers Jahr wird die Kapelle immer wieder von Pilgern besucht, die hier in der Stille und Abgeschiedenheit im Gebet verweilen.